Im Nationalpark Neusiedler See ist Ruhe Programm (Foto: Anna Stöcher)
Im Nationalpark Neusiedler See ist Ruhe Programm (Foto: Anna Stöcher)

Burgenland: Eine Lovestory

Auf was haben Sie Lust? Kultur erleben, gut essen und Spitzenweine genießen? Auf Outdoorerlebnisse wie Wandern oder Biken? Bei einer Kutschfahrt relaxen oder tiefenentspannt Vögel beobachten? Im Burgenland kein Problem.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in Ausgabe 01/2024 von Meiningers Weinwelt. 

Text: Ilka Lindemann 

Wein und Tourismus sind im Burgenland eng miteinander verknüpft, sodass auf Weinreisende eine Vielfalt an Erlebnissen wartet. Wir starten unsere Tour in Eisenstadt. Die Hauptstadt des Burgenlands blickt auf eine lange Historie zurück; allgegenwärtig ist hier der berühmte Komponist Joseph Haydn, der als Hofmeister für die ungarische Familie Esterházy arbeitete. Haydns Musik erlebt man an den Originalschauplätzen der charmanten Stadt; wie im Schloss Esterházy, in dem man sich in alte Zeiten zurückversetzt fühlt. Nehmen Sie sich Zeit, um die Architektur, die Kunst und Kultur genau unter die Lupe zu nehmen und genießen Sie das Flair der Stadt. Wenn Sie nach dem Sightseeing Lust auf etwas Ruhe und Bewegung haben, planen Sie am besten eine kleine Wanderung auf dem Waldlehrpfad im städtischen Naherholungsgebiet ein, denn nichts belebt Körper und Geist so sehr wie Bewegung in der Natur. Dieser startet an der Gloriette, die Fürst Nikolaus II Esterházy vor 200 Jahren als Jagdschlösschen zu Ehren seiner Gattin bauen ließ. Nach dem Waldspaziergang müssen Sie unbedingt in der Alm einkehren. So heißt das Restaurant, das in der Gloriette geführt wird. Der Name passt zwar nicht optimal zum schicken Ambiente, aber Sie werden von Michal Rabinas Küche ebenso bezaubert sein, wie vom herrlichen Ausblick über die Stadt. Wir haben Glück mit dem Wetter und können bis zum Neusiedler See blicken und mit einem Glas Wein von der umfangreichen Weinkarte herrlich entspannen.

Tasting mit der Grande Dame der Ruster Süßweine: Heidi Schröck (Foto: Anna Stöcher)
Tasting mit der Grande Dame der Ruster Süßweine: Heidi Schröck (Foto: Anna Stöcher)

Unser nächstes Ziel ist die Freistadt Rust, die auch „die Stadt der Störche und des Weins“ genannt wird. Der gesamte Altstadtbereich ist heute denkmalgeschützt und lädt zum Flanieren ein. Die zahlreichen Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit ihren gepflegten pastellfarbenen Barock- und Renaissancefassaden und ihren feinziselierten Dekors leuchten förmlich in der Nachmittagssonne und es ist kein Wunder, dass die Ruster Altstadt 2001 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommen wurde. Vergessen Sie bei Ihrer Tour auch den Blick nach oben nicht, denn auf den Dächern prangen die malerischen Storchennester.

Wir besuchen eine der berühmtesten Bürgerinnen der Stadt in ihrem pittoresken grünen Haus – Heidi Schröck. Sie zählt zu den bekanntesten Weinpersönlichkeiten Österreichs und hat sich vor allem mit ihren grandiosen Süßweinen einen Namen gemacht. Sie berichtet, dass ihre Vorfahren aus Thüringen eingewandert sind, sie ein Praktikum in Rheinhessen gemacht hat und wir erfahren, dass die sogenannten Streckhöfe, wie sie einen bewohnt, damals als Siedlungsform von Maria Theresia eingeführt wurden. Heidi Schröck ist nicht nur die Grande Dame des Ruster Weins, sie ist auch eine kurzweilige und nette Gesprächspartnerin.

„Seit 2020 sind meine Söhne fix dabei“, berichtet die quirlige Winzerin beim Tasting. Sie ist froh, in Georg und Johannes würdige Nachfolger für ihr Lebenswerk gefunden zu haben, die ihre Leidenschaft eins zu eins teilen. „Wie ich, lieben die beiden die Arbeiten in unseren schönen Weingärten am Neusiedler See und die Tradition, die damit einhergeht.“ Heidi Schröck übernahm den Betrieb von ihrem Vater und führte ihn im Alleingang bis an die Weltspitze. „Seit 1992 kann ich nun Erfahrungswerte zu unseren Reben und Trauben vermitteln.“ Da ist sie ganz entspannt. Ihre rund zehn Hektar Weinreben verteilen sich über die besten Lagen rund um den See, der als Temperaturregler in den heißen Sommern wirkt. Die Region entstand vor Millionen von Jahren und bildet die Grundlage für den sogenannten Ruster Schotter. Der besteht aus lehmigem Sand, Kalk und Urgestein. „Auch die Bernsteinstraße, die einst Nord- und Ostsee mit dem Süden verband, hinterließ ihre Spuren“, berichtet Heidi Schröck von der alten Handelsroute. Sie ist eine exzellente Geschichtenerzählerin und man hört ihr unglaublich gerne zu. Aber die besten Geschichten erzählen ihre Weine, wie ihre 2022er Beerenauslese aus Weißburgunder, Chardonnay und Welschriesling, die mit edler Süße und feiner Säure ein langes Leben verspricht. Zitruszeste, Ananas, Grapefruit, Apfel, Pfirsich und Honigmelone spielen miteinander und bilden eine faszinierende Balance von Süße, Säure und Frucht, die das reinste Vergnügen bedeutet. Was Heidi Schröck anpackt, macht sie mit Begeisterung und Respekt vor der Natur. Wir sind begeistert von ihr, ihren Weinen und ihrer Heimat sowieso.

In der Cselley Mühle in Oslip entsteht gerade ein Genusszentrum der Extraklasse (Foto: Anna Stöcher)
In der Cselley Mühle in Oslip entsteht gerade ein Genusszentrum der Extraklasse (Foto: Anna Stöcher)

Von Rust geht es weiter nach Oslip, wo gerade ein großartiges Genusszentrum entsteht. Viele Burgenländer kennen die legendäre Location, weil sie hier als Jugendliche die Wochenenden durchgetanzt und gefeiert haben. Heute wird zwar immer noch viel gefeiert, aber neben der Eventlocation gibt es auch eine Vinothek, die über 200 Positionen exquisiter Weine anbietet, eine Hofschenke, die Besucher mit regionalen Speisen einfängt und sieben Gästezimmer, die frisch renoviert und elegant eingerichtet sind. Noch in diesem Jahr wollen die Müllers ein Fine Dining Restaurant eröffnen. Vor drei Jahren haben Mario und Ulli Müller die Location erworben und kümmern sich seitdem um das Uplifting. „Am Wochenende hatten wir hier Flamenco“, berichtet Ulli Müller beim Rundgang. Bis zu 400 Personen haben hier bei Veranstaltungen Platz, bei Partys bis zu 800. Unzählige Events von Kino bis Konzert finden hier statt, die Location kann aber auch gemietet werden. Wir durften die neuen Fine Dining Räume schon mal inspizieren und sind begeistert von der eleganten Inneneinrichtung, die sich perfekt ins alte Gemäuer einfügt. Ulli Müller und ihr Mann schaffen es, die unterschiedlichsten Zielgruppen auf ihrem Eventhof zu vereinen. Und so sind Kunst- und Kulturliebhaber ebenso willkommen, wie Weinfans und auch, wer nach einer Radtour einfach eine Verschnaufpause bei einem Glas Wein braucht, wird hier herzlich begrüßt. Die Ideen gehen den Müllers nicht aus. Und die Cselley Mühle entwickelt sich derzeit zu einem echten Genuss-Hotspot im Burgenland.

Kein Aufenthalt in der Region, ohne mal in einer Kellergasse gewesen zu sein. Eine der schönsten befindet sich in Purbach, direkt hinter der Gebietsvinothek. Wir treffen uns mit Manuel Kreiler, der gemeinsam mit seinem Bruder Rene ein Weingut in Purbach betreibt und seinen Keller in der Kellergasse in einen Buschenschank verwandelt hat. „Zwischen 1830 und 1880 wurden die Keller gebaut“, berichtet Manuel Kreiler bei einem Glas Wein und erklärt: „Da die tiefer gelegenen Keller regelmäßig überflutet wurden, bauten die Purbacher Weinbauern ihre Weinkeller an die höher gelegene Gasse.“ Dafür wurden sie tief aus dem Sandstein ausgehoben, der danach wieder auf die Dächer aufgeschüttet wurde. Jeder Keller hat einen Pressraum und einen Lagerraum. Heute befinden sich etwa 50 Keller in der Purbacher Kellergasse – und inzwischen sind alle denkmalgeschützt. Neun davon werden gastronomisch genutzt ... Wir sind begeistert von der urigen Atmosphäre und genießen einen Grünen Veltliner von Manuel Kreiler zu seinen kurzweiligen Geschichten.

Abendstimmung im Gut Purbach. Hier werden Gäste auf höchstem Niveau verwöhnt (Foto: Anna Stöcher)
Abendstimmung im Gut Purbach. Hier werden Gäste auf höchstem Niveau verwöhnt (Foto: Anna Stöcher)

Von der deftigen Brettljause zum Fine Dining. Wir gönnen uns ein Fünf-Gang-Menü mit passender Weinbegleitung im Gut Purbach und sind begeistert von Max Stiegls Talent, Deftiges wie Grammelknödel auf Paradeiserpüree auf allerhöchstem Niveau zu servieren. Das Gut Purbach ist berühmt für seine Innereienküche und der TV-Koch steht dafür, Schweine „from Nose to tail“ oder, wie Max Stiegl sagt, „vom Rüssel zum Ringerl“ zu verwerten und auch mal Biber, Pferd oder Schnepfen zuzubereiten. Und es kommt immer viel saisonales Gemüse auf den Teller, dazu frischer Fisch aus dem Neusiedler See oder Wild vom Leithaberg. Am Nachbartisch wird gerade das berühmte „Huhn in der Blase“ kredenzt, wobei die prall aufgeblasene Blase dampfend an den Tisch gebracht wird und sofort für Aufsehen und Instagram Postings sorgt. Sie wird am Tisch aufgestochen und gibt das Huhn frei, das in einer angereicherten Brühe schwimmt … Der Duft ist herrlich. Wir genießen derweil Kalbszunge, Fisch, Grammelknödel und Dessert und müssen danach nur noch die Straße überqueren, um satt und glücklich ins Bett zu fallen. Die geschmackvollen Zimmer im historischen Anwesen sind riesig und wurden von jungen Künstlern elegant und individuell ausgestattet. Sei noch erwähnt, dass Max Stiegl mit gerade mal 21 Jahren als jüngster Koch der Welt mit einem Michelin­-Stern ausgezeichnet wurde, damals kochte er für das Restaurant Inamera in Rust. Das Gut Purbach ist mit Gastronomie, Hotel und Weingut einer der Vorzeigebetriebe im Burgenland und ein Aufenthalt dort ist eigentlich Pflicht.

Einfach nur gut: die Grammelknödel auf Tomatensud im Gut Purbach (Foto: Anna Stöcher)
Einfach nur gut: die Grammelknödel auf Tomatensud im Gut Purbach (Foto: Anna Stöcher)

Ausgeschlafen machen wir uns am nächsten Morgen auf, um eine Wanderung auf dem WeinWegGols zu machen. Die knapp zehn Kilometer lange Route entlang der Hanglage des Wagrams ist perfekt ausgeschildert und bietet an den Aussichtspunkten einen wunderschönen Panoramablick auf die Golser Weingärten und den Neusiedler See. Über 30 Info-Tafeln verraten zudem etliches über den Weinbau und die Besonderheiten, sodass man eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Rast hat und dabei noch etwas lernt. Halten Sie unbedingt am Schauweingarten an und erfahren alles über die bedeutendsten Rebsorten der Region.

Und wenn Sie dann neugierig auf die verschiedenen Rebsortenweine sind, besuchen Sie das Weinkulturhaus in Gols, in dem sich die Gebietsvinothek befindet. Über 100 Weine können hier verkostet werden und man erkennt sofort, mit welcher Vielfalt man es in dieser Region zu tun hat. „Zugänglich. Vielfältig. Authentisch. Wie das Land so sein Wein.“ So lautet der Slogan der Neusiedlersee DAC.

Da gibt es einiges zum Degustieren. Aber am schönsten ist es doch, Weine direkt beim Winzer zu probieren. Und wenn der auch noch vor Ort ist, kann man wunderbar sein Wissen vertiefen. Wir haben Glück und treffen uns mit dem sympathischen Michael Allacher in seinem imposanten Weingut, das erhaben über der Weinlandschaft von Gols thront. Das moderne Weingut aus Holz, Stahl und Glas wurde 2018 eingeweiht und ist bei Weintouristen sehr beliebt. Michael Allacher ist trotz Erntebeginn entspannt und lässt uns seine Weine an einem der Stehtische auf der Terrasse verkosten. Es weht ein kühler Wind und hunderte weiße Schmetterlinge tummeln sich zwischen den Rebzeilen. Ein echtes Idyll, spektakulärer Blick in die Weinlandschaft inklusive.

Ein respektvoller Umgang mit der Natur ist für Michael Allacher selbstverständlich und so reifen in seinem modernen Keller aussagekräftige Weine zu echten Größen heran. Mir gefiel der 2020er Ried Salzberg Blaufränkisch, der mit kühler Würze, heller Waldbeerenfrucht und saftiger Kirsche, delikatem Tannin und feiner Schokowürze überzeugt. Das Sortiment zeugt von beachtlicher Frische und Qualität und bietet eine breite Palette vom frischen Welschriesling über kräftige Rote bis hin zu edelsüßen Dessertweinen. Die Besonderheit: Gäste sind hier an jedem Tag der Woche willkommen.

Der Golser  Winzer Michael Allacher vinifiziert moderne Weine auf hohem Niveau (Foto: Anna Stöcher)
Der Golser Winzer Michael Allacher vinifiziert moderne Weine auf hohem Niveau (Foto: Anna Stöcher)

Ein Besuch des Burgenlands, ohne wenigstens einmal den Neusiedler See hautnah zu spüren, wäre unvollständig. Wir entscheiden uns für ein Mittagessen im Fritz in Weiden am See und tauchen geradewegs in die herrliche Urlaubsstimmung ein. Wir sitzen direkt am See, die Wasseroberfläche glitzert in der Mittagssonne, neben uns dümpelt ein Boot. Fast hat man das Gefühl, am Meer zu sein. 35 Kilometer ist der Neusiedler See lang und zwischen drei und 12 Kilometer breit; ein tolles Reiseziel mit unzähligen Wassersport- und Bademöglichkeiten. Wir genießen ein leichtes Mittagessen und die tolle Aussicht aufs Wasser und schmieden neue Pläne für den Nachmittag

Als nächstes sind wir mit Christoph Salzl vom Weingut Salzl Seewinkelhof in Illmitz verabredet. Bereits seit 1840 betreibt die Familie Weinbau, er hat den Betrieb vor zwei Jahren von seinem Vater Josef übernommen, der gerade mit einigen Gästen in der modernen Vinothek Weine verkostet. „Wir wollen die Weite und die Wärme der Region und vor allem den Neusiedler See mit seinem hohen Salzgehalt in unseren Weinen vermitteln“, berichtet Christoph Salzl bei einer Fahrt durch die Weinberge und fährt fort: „Deshalb haben unsere Weine auch immer eine gewisse Salzigkeit.“ Er ist seit 2017 Obmann der Neusiedlersee DAC und ihm ist wichtig, dass die Region sich in den Weinen widerspiegelt. Anders als viele Kollegen in Illmitz produzieren die Salzls nur wenige Süßweine, sondern konzentrieren sich stattdessen auf prägnante Rotweine. Top ist zum Beispiel der 3-5-8 Premium aus dem Jahrgang 2019, der die Expertise für Blends auf hohem Niveau unterstreicht. Die Cuvée aus Merlot und Cabernet Sauvignon duftet nach gegrillter grüner Paprika und grünem Pfeffer sowie Pflaumensaft und zeigt sich am Gaumen sehr konzentriert mit viel Frucht und Schmelz, angenehmer Würze, Tiefe und großer Eleganz. Vom Grauburgunder über Chardonnay bis Zweigelt – die Salzls haben eine super Kollektion, die Sie sich merken sollten.

Urlauber sind auch hier gern gesehen, seit 1995 gehört eine schicke Pension mit Pool zum Weingut. Ein Ort zum Kräfte tanken, wo die Familie Salzl nur darauf wartet, ihren Gästen in einem familiären Umfeld die Wünsche von den Augen abzulesen.

Christoph Salzl ist Winzer und Obmann der Neusiedlersee DAC (Foto: Anna Stöcher)
Christoph Salzl ist Winzer und Obmann der Neusiedlersee DAC (Foto: Anna Stöcher)

Wir bleiben auf den Spuren des Oenotourismus und buchen eine Kutschfahrt durch den Seewinkel. Zwei Stunden lang genießen wir das gleichmäßige Hufklappern und die lustigen Erzählungen von Kutscher Franz, der uns durch das Sandeckgebiet zu den berühmten weißen Eseln fährt, eine Herde Graurinder zeigt und uns alles rund um die Salzlacken erklärt. Eine Fahrt durch wertvolle Lebensräume der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Absolut idyllisch.

Da wir nicht genug bekommen von den einzigartigen Eindrücken des Nationalparks Neusiedler See, haben wir uns vor Ort in der St. Martins Therme & Lodge am Rande des Nationalparks eingebucht und genießen das dortige Wellnessangebot und ein Abendessen auf der Terrasse. Am nächsten Morgen brechen wir in aller Frühe auf, um mit Ranger Paul auf Vogelbeobachtungstour zu gehen.

Der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel zählt zu einem der bedeutendsten Vogelschutzgebiete Europas und ist Brutgebiet für über 300 Vogelarten. Paul kennt die Gegend wie seine Westentasche, stattet uns mit Ferngläsern aus und zeigt uns die salzhaltigen Lacken und sumpfartige Wiesen, in denen Kiebitze und Stare zu sehen sind. Am Himmel ziehen Formationen von Graugänsen in Richtung Süden und überall duftet es nach wildem Thymian und Meer. Der Nationalpark wurde 1993 gegründet und zählt seit 2001 zum UNESCO-Welterbe. Naturbegeisterte werden es lieben.

Im Naturpark Neusiedler See begegnet man mit Glück einer Herde Graurinder (Foto: Anna Stöcher)
Im Naturpark Neusiedler See begegnet man mit Glück einer Herde Graurinder (Foto: Anna Stöcher)

Vögel beobachten macht demütig, soviel ist gewiss und so viel frische Luft und Bewegung macht Appetit und weckt die Lust auf ein Glas Wein. Wir machen uns auf den Weg nach Frauenkirchen, wo wir uns mit Josef „Pepi“ Umathum treffen. Die Weinlese ist in vollem Gang, Josef Umathum bestens gelaunt und in seinem knall-orangefarbenen T-Shirt schon von weitem zu sehen. Seine Weine zählen zu den besten des Landes und er hat sich vor allem mit seinen außergewöhnlichen Zweigelts einen Namen gemacht. Früh hat er sich in den Kopf gesetzt, Zweigelt mit Reifepotenzial zu vinifizieren und alles daran gesetzt, der Rebsorte zu neuem Ruhm zu verhelfen. Das ist ihm gelungen. Die Bewirtschaftung seiner Weinberge erfolgt ökologisch, bei der Ernte wird ausschließlich per Hand gelesen. „Wir geben dem Boden mehr, als wir ihm entnehmen“, ist ihm wichtig und so folgt er einer konsequenten Kompostwirtschaft zum Humusaufbau seiner Böden. Das Weingut besitzt Lagen in zwei burgenländischen Weinbaugebieten – am Neusiedler See und am Leithaberg. 70 Prozent seiner Fläche besteht aus roten Sorten, 30 Prozent beträgt der Weißweinanteil, alle Umathum-Weine sind ausdrucksstark und tiefgründig. Zum Beispiel der Ried Hallebühl Zweigelt aus dem Jahrgang 2018. Der Wein duftet floral mit Noten von Veilchen und etwas Flieder sowie fruchtig mit Aromen von Himbeere, etwas Kirsche und einem Hauch Marzipan; am Gaumen ist der Zweigelt komplex mit sehr geradliniger Struktur, dabei feinziseliert und höchst elegant. Spitzenzweigelt, wie man ihn selten findet.

Wir begleiten Josef Umathum bei der Ernte (Foto: Anna Stöcher)
Wir begleiten Josef Umathum bei der Ernte (Foto: Anna Stöcher)

So langsam heißt es für uns Abschied nehmen nach einer spannenden Reise mit vielen unterschiedlichen Erlebnissen. Doch einer geht noch und so fahren wir noch einmal nach Gols, um einen schnellen Imbiss beim Heimlichwirt einzunehmen. Bevor Peter H. (das H steht für heimlich) Müller sich mit eigenem Lokal selbstständig machte, war er Chefsommelier bei Sternekoch Nils Henkel. In Gols geht es eher bodenständig zu, aber nicht minder kreativ. Wir probieren von der Mittagskarte das Leberkäs-Focaccia-Sandwich mit Zwiebelschmelz, Senf und schwäbischem Kartoffelsalat und genießen dazu einen Pet Nat von seiner umfangreichen Weinkarte. Diese spiegelt die Vielfalt des Burgenlands wider und macht Lust, bald wiederzukommen.

Peter H. Müller ist der Heimlichwirt von Gols (Foto: Anna Stöcher)
Peter H. Müller ist der Heimlichwirt von Gols (Foto: Anna Stöcher)

INFOS

DAS BURGENLAND UND SEINE HERKÜNFTE

Burgenland DAC auf einen Blick: Neusiedlersee DAC (6 110 Hektar)
trocken: Zweigelt
süß: alle weißen Qualitätsweinrebsorten

Leithaberg DAC (2 875 Hektar):
Weißburgunder (Pinot Blanc), Chardonnay, Neuburger und Grüner Veltliner sowie Blaufränkisch

Ruster Ausbruch DAC (412 Hektar):
eine oder mehrere weiße Qualitätsweinreben;
einzige Süßwein-Herkunft mit Weinen der Qualitätsstufe Trockenbeerenauslese

Rosalia DAC (241 Hektar):
Zweigelt und Blaufränkisch mit der Besonderheit Rosalia DAC Rosé

Mittelburgenland DAC (2 035 Hektar):
Blaufränkisch

Eisenberg DAC (511 Hektar):
Blaufränkisch, Welschriesling
 

WEINGÜTER

Heidi Schröck & Söhne
Rathausplatz 8
7071 Rust
www.heidi-schroeck.com

Allacher Vinum Pannonia GmbH
Salzbergweg 4
7122 Gols
www.allacher.com

Weingut Salzl Seewinkelhof
Zwischen den Reben 1
7142 Illmitz
www.salzl.at

Weingut Umathum
St. Andräer Straße 7
7132 Frauenkirchen
www.umathum.at

GUT ESSEN

die Alm – by Rabina
Glorietteallee 51
7000 Eisenstadt
www.diealm.at

Das Fritz
Seebad 1
7121 Weiden am See
www.dasfritz.at

Heimlichwirt – Speiselokal
Neustiftgasse 3
7122 Gols
www.heimlichwirt.com

GUT ESSEN, FEIERN, WEIN GENIESSEN, ÜBERNACHTEN

CSELLO – Cselley Mühle Oslip
Sachsenweg 63
7064 Oslip
www.csello.at

Gut Purbach
Hauptgasse 64
7083 Purbach am Neusiedler See
www.gutpurbach.at

St. Martins Therme & Lodge
Im Seewinkel 1
7132 Frauenkirchen
www.stmartins.at

Kutschfahrt gefällig?
Kutschenhof Gerhard Gangl
Ufergasse 34
7142 Illmitz
www.kutschen-gangl.at

ALLGEMEINE INFOS ZUM BURGENLAND

www.weinburgenland.at
www.weintourismusburgenland.at

Ausgabe 03/2024

Erhältlich ab 8. März: MEININGERS WEINWELT Ausgabe 03/2024

Themen der Ausgabe

Feines Frische-Duo

Mineralischer Albariño schmeichelt Fischeintopf mit Gemüse: Das Winepairing zum Start ins Frühjahr hat sich Sommelier Emrah Isitmen aus Karlsruhe für Sie ausgedacht und damit eine Geschmackskombination für pures Atlantik-Feeling kreiert … »weiter zu Rezept & Weintipp

Rieslinge von Weltruhm

Bettina Bürklin-von Guradze hat das Pfälzer Topweingut Dr. Bürklin-Wolf perfekt für die Zukunft aufgestellt und verrät im Gespräch mit Chefredakteurin Ilka Lindemann, wie sie dabei Traditionen, Familie und Biodynamie unter einen Hut gebracht hat.

Weinbar-Guide London

Die Gastroszene der britischen Hauptstadt ist lebendig wie nie und kann zuweilen ganz schön überfordernd sein. Wir waren für Sie vor Ort und zeigen Ihnen in dieser Ausgabe die angesagtesten Weinbars und Locations für jeden Anspruch.