Johannes Bohnacker
Johannes Bohnacker

»Die Monokultur Weinberg aufbrechen«

Zur ersten offiziellen Vitiforst-Fläche in Hessen befragten wir Johannes Bohnacker vom Weingut Engelmann-Schlepper, in dessen Weinbergen die ersten Bäume gepflanzt wurden.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Vitiforst im Weingut zu etablieren?
Auslöser für uns war vor allem das Resultat der hiesigen Flurbereinigung. Durch diese wurden Vernetzungsstreifen in der Gemarkung als wertvolle Habitate von Tieren und Pflanzen vollständig beseitigt. Mit unseren Vitiforstflächen wollen wir dem entgegenwirken und die Monokultur Weinberg aufbrechen. Auch die immer stärker werdende Problematik von Trockenstress bei Reben (Sonnenbrandschäden und Traubenwelke) bestärkte unser Vorhaben.

Welche Vorteile versprechen Sie sich?
Mit der Beschattung der Reben durch die Bäume erhoffen wir uns eine Reduzierung der Sonnenbrandgefahr sowie eine beabsichtigte Reifeverzögerung hin zu einer physiologischen Reife mit moderaten Mostgewichten. Auch der Wasserhaushalt in den Weinbergsböden soll durch die Bäume reguliert werden. Entgegen vieler Annahmen der starken Wasserkonkurrenz der Bäume zu den Reben, schaffen es Bäume, das Wasser auch aus tieferen Bodenschichten in die Ebene der Rebwurzeln zu holen und es dort zu halten. Nicht zuletzt die vermehrte Ansiedelung von Mikroorganismen wie Mykorrhiza Pilzen, die zur besseren Nährstoffaufnahme und damit zur stärkeren Abwehr der Rebe gegen Krankheiten beitragen, bekräftigt unser Vorhaben.

Was war bisher die größte Herausforderung?
Leider die bürokratische Hürde. Es ist nicht leicht, einen Baum im Weinberg pflanzen zu dürfen. Da wir die Ersten in ganz Hessen sind, die eine Genehmigung für drei Vitiforst-Flächen von insgesamt zwei Hektar beantragt haben, war das auch für die Ämter Neuland. Zum Glück ist jetzt alles genehmigt und wir sind mitten in der Pflanzung.

 

ddw 08/24 vom 19. April 2024

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